Paläopathologie

Im Gräberfeld sind Männer- und Frauengräber etwa gleich häufig vertreten. Daher kann man die dazu gehörende Siedlung als "normale" Dorfgemeinschaft betrachten und nicht etwa als militärischen Stützpunkt, in dem wesentlich mehr Männer gelebt hätten.

In etwa einem Fünftel der Gräber lagen Kinder. Die Kindersterblichkeit war in den ersten Lebensjahren besonders hoch. Auffällig ist die recht große Anzahl alter Menschen, in der Regel Frauen. Die mittlere Lebenserwartung lag bei etwa 35 Jahren.

Einige der Verstorbenen litten an der Infektionskrankheit Tuberkulose. Andere wiesen ein durch Krankheit oder Hunger gestörtes Wachstum auf, das sich in Knochen und Zähnen niederschlug. Mangelnde oder einseitige Ernährung, besonders über die Wintermonate, führte zu Vitamin-C-Mangel und Skorbut.

Die Folgen schwerer Arbeit zeigten sich durch Schäden an Wirbelsäule und Gelenken. Kampfverletzungen, die die Verletzten häufig auch überlebten, sind in größerer Zahl dokumentiert. Das medizinische Wissen erlaubte sogar komplizierte Operationen wie die Trepanation, die Öffnung des Schädels.

Die Untersuchung der Gebeine erfolgte an der Universität Hildesheim durch Dr. Stefan Flohr sowie an der Anatomie der Universität Göttingen durch Prof. Dr. Dr. Michael Schultz. Die Forschungen dienten auch als Grundlage der plastischen Gesichts- und Körperrekonstruktionen.

Schädel Grab 150Schädel eines Mannes mit verheilter Schwerthiebverletzung